Bauherr und Auslober: Zeitgenössische Oper Berlin
mit Beteiligung des Wettbewerb- und Vergabeausschusses der Architektenkammer Berlin
1. Preis: Der Entwurf von René Rissland und Jürgen Lehmeier, Nürnberg
Dieser Entwurf wurde 2009 realisiert und ist seither als mobile Bühne im Einsatz u.a. bei unserem Festival im Berliner Hausptbahnhof.
Alle Entwürfe der 2. Phase wurden im Architekturforum Aedes vom 2009 ausgestellt.
Neue Räume für Neue Musik! – Unter diesem Motto rief der von der Zeitgenössischen Oper Berlin ausgerichtete Wettbewerb Architekten, Bauingenieure und Künstler dazu auf, einen ungewöhnlichen und vielseitigen Raum für aktuelle Musik zu entwerfen, der den unterschiedlichsten Formaten ein mobiles, temporäres Schau- bzw. Hörfenster bietet. Insgesamt beteiligten sich 134 Teams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an der ersten Ausschreibungsphase des Wettbewerbs im Mai 2008, von denen wiederum 31 Bewerber für die zweite Runde zugelassen wurden.
Beim Entwurf der Preisträger geht es um das akustische, zeitliche und emotionale Zusammenspiel von architektonischer Konstruktion, akustischem Raum und musikalischen Klängen. Die Architekten René Rissland und Jürgen Lehmeier gehen von einem modularen Konstruktionsbaustein aus – dem so genannten “Akustikmodul“. Ein Akustikmodul besitzt verschiedene Oberflächen mit unterschiedlicher akustischer Wirkung (Diffusion, Absorption, Reflexion). Mit Hilfe dieser Oberflächen lässt sich die Akustik eines Raumes individuell gestalten. Die Abmessungen (40cm x 40cm) sind so gewählt, dass aus den Modulen neben Wänden, Eingängen und Bühnenteilen auch Sitzstufen, Hocker etc. entstehen können. Zusätzliches Technik-Equipment wie Beamer, Lautsprecher oder Lichtelemente können in die Boxen integriert werden. Mit dem modularen System können verschiedenste temporäre Raumzustände (Klangräume) und Raumbegrenzungen (Klangkörper) konstruiert werden: geschlossenporig-schallharte Räume, offenporig-schallweiche Räume, klassische Schuhbox, Diamant- oder Fächerform, organische Freiform (Implantat), Sitzlandschaft mit Podien usw. Bei der Anordnung der Module herrscht ein Höchstmaß an Flexibilität in Größe, Geometrie und Höhe des zu definierenden Raumes. ohrenstrand mobil 08 ermöglicht eine spezifisch dynamische Interaktion, ein permanentes Wechselverhältnis zwischen Klang, Klangkörper und Klangort (Raumsondierung).
2. Preis: Raumadapter
Entwurf und Ausarbeitung: DI Mark Neuner und DI Robert Schwarz
3. Preis: HOSOC – HoveringSonicCap
Jan-Peter E.R. Sonntag und C. C. Mehlhose + Thomas Reinke, Berlin
Die Wettbewerbs-Jury:
Heike Hoffmann – Musikkuratorin, Berlin · Klaus Meier-Hartmann – Architekt, Präsident der Architektenkammer Berlin · Nina Nedelykov – Architektin, Berlin · Katrin Rabus – Internationales Fernsehforum für Musik, Bremen · Axel Schultes – Architekt, Berlin · Carsten Seiffarth – Kurator und Projektleiter „singuhr – hoergalerie“ · Thomas Bruns – Geschäftsführer Kammerensemble Neue Musik Berlin
Ausschreibungstext
Anlass und Ziel des Wettbewerbs
Neun Berliner Kulturinstitutionen haben sich 2007 in dem Netzwerk ohrnstrand.net zusammengeschlossen. Ziel dieser vom Netzwerk Neue Musik geförderten Gemeinschaft ist es, ungewohnte Wege für die Vermittlung von Neuer Musik zu finden und neue Publikumsschichten zu erschließen. Einer dieser unkonventionellen Ansätze ist die Idee eines mobilen Raumes, der innerhalb wechselnder öffentlicher oder halböffentlicher Orte (z. B. Schulen, Verwaltungen, Aulen, Foyers, Museen, Kirchen) in Berlin und Brandenburg stationiert sein wird. Dieses ohrenstrand mobil wird durch ohrenstrand.net und vorrausichtlich weitere Kooperationspartner für Veranstaltungen mit Neuer Musik genutzt. Angestrebt wird eine nachhaltige Verwendung von ohrenstrand mobil.
Was soll die temporäre Architektur leisten?
Gesucht werden ungewöhnliche Raumideen und bauliche Konstruktionen in Form eines flexiblen Implantats für bestehende größere Innenräume, die unterschiedlichstem musikalischen Material der Neuen Musik ein transportfähiges (Auf- bzw. Abbau ca. innerhalb eines Tages), temporäres Schau- bzw. Hörfenster bieten, welches eventuell auch eingeschränkt im Außenraum einsetzbar sein könnte. Innerhalb der jeweiligen Orte soll ohrenstrand mobil eine Art zweite Haut oder zweiten Innenraum schaffen, in dem sich circa 30-75 Zuhörer aufhalten können, um eine Performance von Neuer Musik zu erleben, sei es in Form einer Klanginstallation, eines Kammerkonzerts, einer szenisch-musikalischen Lesung, eines Musikfilms, eines Podiumsgespräches o. a. Diese zweite Haut muss nicht unbedingt ein geschlossenes Bauvolumen sein, sondern kann auch aus einzelnen kombinierbaren Modulen unterschiedlichster Materialien bestehen, so dass die Erlebnis-Raumgröße u. U. auch veränderbar ist.
Die Hauptaufgabe dieser temporären Architektur soll darin bestehen, das Moment der Irritation und Neugier, welches durch die veränderte Raumsituation entsteht, für die Wahrnehmung Neuer Musik nutzbar zu machen und Schwellenängste zu überwinden.
Was ist Neue Musik?
Die Neue Musik ist in Deutschland eine der lebendigsten Gegenwartskünste. Sie bezieht ihr kreatives Potential aus einer Vielzahl von Komponisten, Klangkünstlern, Musikern, Ensembles, Orchestern und Musiktheaterproduzenten. Unter dem Oberbegriff Neue Musik werden unterschiedliche Kompositionsrichtungen ab circa der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart zusammengefasst. Ob analog, elektronisch oder digital erzeugte Klänge, ob live aufgeführt oder vorproduziert, das Spektrum der Formen, Materialien und Strukturen ist ähnlich vielfältig wie in der zeitgenössischen Kunst.
Zur Verfügung stehende Brutto-Bausumme: 50.000 Euro (für alle anfallenden Kosten, inklusive Materialkosten, benötigte Dienstleistungen, Honorare, Gebühren, Statik, etc.)
Der Wettbewerbsgewinner soll die Ausführungsplanung und Bauleitung bis zur Fertigstellung der temporären Architektur übernehmen. Als Honorar für die Realisierung des Preisträgerentwurfs stehen insgesamt 4.000 Euro (inkl. Mwst.) zur Verfügung.
Teilnahmeberechtigung
Wir laden Architekten (auch Absolventen), Innenarchitekten, Designer, Künstler (nur in Arbeitsgemeinschaft mit zumindest einem Architekten) und Ingenieure aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ein, an dem Realisierungswettbewerb teilzunehmen. Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Personen, die an der Vorbereitung und Durchführung des Wettbewerbs beteiligt waren. Die eingereichten Dokumente verbleiben beim Auslober und werden nicht zurückgesandt. Das Eigentum an der eingereichten Arbeit verbleibt bei den Autoren (geistiges Eigentum). Mit der Teilnahme am Wettbewerb erklären sich die Autoren einverstanden, dass der Auslober die Arbeiten im Rahmen des Projektes ohrenstrand.net, gefördert durch das Netzwerk Neue Musik, ein Förderprojekt der Kulturstiftung des Bundes, unter Nennung der Autoren ohne weitere Vergütung nach Abschluss des Wettbewerbs bundesweit publizieren darf. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.